


Als im Jahre 1806 - vor nunmehr fast 200 Jahren –
Napoleon in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt die preußische und die
sächsische Armee besiegt hatte, sollte einem pommerschen Reeder aus Swinemünde
eine ganz besondere Aufgabe zufallen. Der Geheime Kommerzienrat Friedrich
Wilhelm Krause (1760? bis 1840), auch der „König von Swinemünde“ genannt,
übernahm in Stettin zunächst die Berliner Stadtkasse mit 400 Leinenbeuteln
zu je 100 Dukaten in Gold und 960 Beuteln zu je 500 Silbertalern. Er hatte das
Geld mit seinem Schiff „Ökonomie“ nach Danzig zu transportieren, um es vor den
plündernden Truppen Napoleons in Sicherheit zu bringen. Etwas später, im Herbst
1806, übergab man ihm zu treuen Händen in Anklam und Wolgast auch die gut
gefüllte Kriegskasse der preußischen Hauptarmee. Das Auskundschaften eines
sicheren Verstecks für das Geld, zumal in Kriegszeiten, war kein leichtes
Unterfangen. Krause, der bereits von Friedrich dem Großen zum Königlichen
Kommissär für Swinemünde ernannt worden war, blieb jedoch keine
andere Wahl. Später wurde der Geheime Kommerzienrat gar vorübergehend (unter
guten Bedingungen) im Fort Preußen in Stettin inhaftiert. Möglicherweise
handelte es sich hierbei um eine Art Schutzhaft. Sein guter Ruf litt jedoch
zeitweise unter der (falschen) Anschuldigung, er habe sich an der preußischen
Kriegskasse bereichert.
Als schließlich 7 Jahre später die Franzosen in der Völkerschlacht bei Leipzig
geschlagen wurden, hatten auch jene 20 Jäger ihren Anteil an dem großen Sieg,
die Krause ausgerüstet und ein Jahr lang unterhalten hatte. Kurze Zeit später
erschien der Geheimrat Böhlendorff aus Berlin in Swinemünde, um sich nach dem
Schicksal der Kriegskasse zu erkundigen. Und am 11.November rückten in aller
Frühe Dragoner in die Stadt ein, um das vergrabene Gold und Silber abzuholen. Am
Ort des Geschehens legte Krause zunächst ein Seil um eine markante Kiefer auf
den Dünen, rollte es in die nur ihm bekannte Himmelsrichtung aus und markierte
die Stelle am Seilende im Sand. Hastig begannen die Soldaten an der so
gekennzeichneten Stelle zu graben. In einer Tiefe von 4 Fuß (etwa 1,20m) musste
man nach menschlichem Ermessen auf die Truhen stoßen. Krause wurde zunehmend
unruhiger, als er seine Erwartungen nicht erfüllt sah. Nach weiterem Graben und
bangem Warten stieß man erst in sechs Fuß Tiefe (etwa 1,80m) auf den „Schatz“.
Es stellte sich heraus, dass in den verflossenen 7 Jahren die Ostsee am Strand
von Swinemünde 60 cm Sand zusätzlich aufgeschichtet hatte. Nach mühsamem
Zählen stand letztendlich fest: Die Truhen enthielten 1.265.326 Silbertaler und
18 Silbergroschen sowie 815.420 Taler in Gold. Die Summe stimmte bis auf den
letzten Groschen, Krause hatte für seinen König mehr als 2 Millionen Taler vor
den Franzosen gerettet. Niemand braucht also heute am Strand von Swinemünde (der
inzwischen noch viel weiter angewachsen ist) nach dem Geld zu suchen.
Krause war nicht nur wegen dieser Tat eine schillernde Figur in Swinemünde.
Als Schweden nach dem Stockholmer Frieden von 1720 die Stadt Stettin sowie die
Inseln Usedom und Wollin an Preußen abgetreten hatte, schuf sich Preußen mit dem
Hafen von Swinemünde ein Tor zur Welt. Zum Hafenbau hatte man einen Fachmann aus
Holland geholt, nun wurden Kaufleute benötigt, die auf den Meeren und auf dem
Weltmarkt zu Hause waren und in Swinemünde die Interessen Friedrichs des Großen
vertreten konnten. Die Wahl des großen Preußenkönigs war auf F. W. Krause
gefallen, der durch eigenhändig unterschriebene Verfügung des Königs zu seinem
Kommissär ernannt wurde. Seine Aufgabe war es, mit königlichen Geldern
die Stadt Swinemünde aufzubauen und von hier aus Handel auf den Weltmeeren zu
betreiben.
Dieser Aufgabe hat sich Krause mit Willensstärke und Unternehmergeist engagiert
gestellt. Im Hause eines Usedomer Kahnschiffers aufgewachsen, war er bereits in
jungen Jahren zur See gefahren. Im Jahre 1784 hatte er ein Geschäft in
Swinemünde eröffnet. K. war – wie viele seiner Zeitgenossen – universell
interessiert. Eine große Bibliothek sowie ein physikalisches Kabinett und ein
chemisches Laboratorium sind hierfür ein Beleg. Zwischen 1790 und 1816 ließ K.
in Swinemünde 86 Seeschiffe vom Stapel laufen. Obwohl er in den Jahren der
Kontinentalsperre von 1806-1813 182.000 Taler durch die Beschlagnahme seiner
Schiffe verloren hatte, besaß er im Jahre 1816 wieder 19 seetüchtige Schiffe und
war damit der größte Reeder im Königreich Preußen und der reichste Mann auf der
Insel Usedom. Möglichweise hatte auch der während der Kontinentalsperre blühende
Schmuggel zur Mehrung seines Reichtums beigetragen. 1810 wurde Krause Besitzer
der Domäne Zinnowitz sowie der Güter Kolbatz, Hofdam und Heidjen. Als jedoch die
Dampfschifffahrt aufkam und die Schiffe von Swinemünde nach Stettin weiter
fuhren, um dort ihre Ladung zu löschen, brach um 1830 sein Unternehmen zusammen.
Keiner seiner Söhne (K. hatte 8 Kinder) war bereit und in der Lage, die Reederei
unter neuen Bedingungen in seinem Sinne weiterzuführen.
Durch Fontanes „Kindheitserinnerungen“ und dessen Gedicht „An Wilhelm Krause“
sowie durch den Roman des Usedomer Historikers Robert Burkhardt: „Der König von
Swinemünde“, (Swinemünde, W.Fritsche, 1928) lebt der alte
Kommerzienrat auch heute fort. Robert Burkhardt: „Der König von Swinemünde“,
Swinemünde, W.Fritsche 1928 Standort: "Deutsche Bücherei" in Leipzig
E.R.

Foto links: Das Krausesche Haus im Jahre 2007.
Fotos oben (von links): Der Kommerzienrat Krause.
Die Urururur-Enkelin von Krause und deren Sohn (einmal "ur" mehr). Beide leben heute in Kanada.
Das Krausesche Haus - ein historisches Bild.